1 Das Wichtigste in Kürze
Herz-Kreislauferkrankungen sind die Todesursache Nr. 1. Die Atherosklerose („Arterienverkalkung“) ist eine schleichende Erkrankung der arteriellen Gefäßwände. Sie ist eine Hauptursache für Herz-Kreislauferkrankungen. Sie beginnt schon sehr früh und bleibt lange unbemerkt und irgendwann kommt dann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wir schauen uns an, wie sich die Krankheit entwickelt, welche Rolle das Cholesterin dabei spielt, und was du vorbeugend dagegen tun kannst.
1 Das Wichtigste in Kürze
Herz-Kreislauferkrankungen sind die Todesursache Nr. 1. Die Atherosklerose („Arterienverkalkung“) ist eine schleichende Erkrankung der arteriellen Gefäßwände. Sie ist eine Hauptursache für Herz-Kreislauferkrankungen. Sie beginnt schon sehr früh und bleibt lange unbemerkt und irgendwann kommt dann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wir schauen uns an, wie sich die Krankheit entwickelt, welche Rolle das Cholesterin dabei spielt, und was du vorbeugend dagegen tun kannst.
2 Wer ist betroffen?
Fast jeder. Es kann schon in der Jugend beginnen, z.B. durch schlechte Ernährung, Rauchen, Bewegungsmangel. Bei jungen Erwachsenen (20-30 Jahre) wurden schon in Autopsiestudien fetthaltige Ablagerungen in Arterien gefunden. Laut Studien und Schätzungen (WHO, Robert-Koch-Institut) haben ca. 30-50% der Menschen über 50 in Industrieländern erhebliche Ablagerungen in den Arterien. Ab ca. 65 Jahren trifft das auf fast alle Menschen zu. Als „Krankheit“ wird es erst angesehen, wenn der Blutfluss deutlich eingeschränkt ist oder es zu Ereignissen kommt (z.B. Herzinfarkt).
3 Wie die Blutgefäße geschädigt werden
Mikroverletzungen der Blutgefäße
Es beginnt mit Mikroverletzungen in den Gefäßwänden, die durch „oxidativen Stress“ hervorgerufen werden. Oxidativer Stress entsteht durch eine Überzahl von aggressiven Molekülen im Blut (so genannte „freie Radikale“), die die Zellen angreifen. Diese freien Radikale entstehen durch:
Oxidiertes LDL-Cholesterin
Hohe Blutzuckerwerte
Bluthochdruck
Zu viel schlechte Fette, z.B. in verarbeiteten Lebensmitteln
Zu viel Alkohol
Rauchen
Stress
Schlechter Schlaf
Von den Mikroverletzungen zu Herzinfarkt und Schlaganfall
Die Mikroverletzungen der Gefäßwände aktivieren das Immunsystem, das nun Immunzellen zu den Gefäßwänden schickt, und die dort entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzen. Oxidiertes LDL-Cholesterin verstärkt diese Entzündungen. Der Körper versucht, die geschädigten Stellen durch Ablagerung von Fetten, Cholesterin und Kalzium zu „reparieren“. Dadurch entstehen Auflagerungen an der Gefäßinnenwand („Plaques“). Der Innendurchmesser der Gefäße verringert sich, die Gefäßwände verhärten sich. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Plaque einreißen, ein Blutgerinnsel entsteht und es kommt zu Herzinfarkt oder Schlaganfall. Oder es entsteht eine Verengung („Stenose“), die die Blutversorgung des Herzens beeinträchtigt und eine Operation erfordert (Einsetzen eines Stent).
Stark vereinfachtes Prinzipbild einer arteriellen Stenose (Quelle: DALL-E)
4 Was es mit dem Cholesterin auf sich hat
Cholesterin ist ein lebenswichtiger Baustoff unserer Zellen und wird auch für viele Stoffwechselprozesse benötigt, z.B. für die Bildung von Hormonen. Der Körper stellt einen Großteil des Cholesterins selbst her, und nimmt weiteres Cholesterin über die Nahrung auf. Das Cholesterin kann aber nicht selbständig im Blutstrom transportiert werden, sondern es benötigt „Transportboote“, nämlich das HDL und das LDL. Wenn wir also von „LDL-Cholesterin“ oder abgekürzt von „LDL“ sprechen, dann meinen wir ein Transportboot namens LDL, das mit Cholesterin beladen ist.
LDL – das „schlechte“ Cholesterin
LDL transportiert Cholesterin von der Leber zu den Zellen, wo es als Baumaterial verwendet wird. Genau genommen ist LDL nicht gefährlich, sondern das oxidierte LDL, das durch oxidativen Stress entsteht. Die Schädigung erfolgt auf drei Wegen:
Das oxidierte LDL wird von den Immunzellen aufgenommen und in Schaumzellen umgewandelt. Diese lagern sich an den Gefäßwänden ab und bilden die Plaques.
Oxidiertes LDL reizt Zellen in den Gefäßwänden, die dann Entzündungsstoffe ausschütten. Das bewirkt eine chronische Immunreaktion aus, die die Gefäße weiter schädigt.
Oxidiertes LDL fördert Kalziumeinlagerungen in Plaques, was die Gefäße unflexibel macht und den Blutfluss beeinträchtigt.
HDL – das „gute“ Cholesterin
HDL transportiert Cholesterin von den Zellen zur Leber, wo es umgewandelt und ausgeschieden wird.
LDL- und HDL-Spiegel im Blut
Es wurde in vielen Studien nachgewiesen, dass die Kombination hoher HDL- und niedriger LDL-Spiegel das Risko für Herzinfarkt und Schlaganfall stark reduziert. Cholesterin ist aber nicht der einzige Einflussfaktor – Ernährung, Lebensstil und familiäre Veranlagung sind ebenfalls starke Einflussfaktoren.
Quelle: Herzstiftung.de
Quelle: Herzstiftung.de
Und dann gibt es noch das schädliche Remnant-Cholesterin
Wenn du dir mal dein Blutbild anschaust und vom Gesamt-Cholesterin das HDL und das LDL abziehst, steht da normalerweise keine Null. Dieses Rest-Cholesterin (englisch "remnant" = "Rest") ist auch sehr schädlich:
Remnants dringen leichter in die Gefäßwand ein und werden dort von Fresszellen ("Makrophagen") aufgenommen, wodurch Schaumzellen entstehen und Plaque-Bildung begünstigt wird.
Remnants aktivieren Entzündungsprozesse in der Gefäßwand.
Remnants können Gerinnungsfaktoren stimulieren und das Thromboserisiko erhöhen.
In einer großen dänischen Studie (Remnant-Cholesterin – ein neues Risiko? ) wurde bei einem erhöhten Remnant-Cholesterin (mehr als 1 mmol/l bzw. 18 mg/dl) ein doppelt so hohes Sterberisiko beobachtet.
Was gilt als kritische Werte? Der oben genannte Wert von größer 1 mmol/l bzw. 18 mg/dl gilt als kritisch, Werte unter 05 mmol/l bzw. 9 mg/dl als unkritisch.
5 Triglyceride: noch ein Blutwert, den man unbedingt beachten sollte
Was sind Triglyceride?
Triglyceride sind eine Art von Fett (Lipid), das im Blut vorkommt und als Energiespeicher im Körper dient. Sie bestehen aus einem Glycerinmolekül, an das drei Fettsäuren gebunden sind. Triglyceride werden über die Nahrung aufgenommen oder von der Leber aus überschüssigen Kalorien hergestellt. Im Blut werden sie zusammen mit anderen Fetten und fettähnlichen Substanzen, wie Cholesterin, transportiert.
Warum sind sie im Übermaß gefährlich?
So weit, so gut. ABER: Beim Abbau von Triglyceriden im Blut entstehen die oben erläuterten Remnants, die Entzündungen fördern. Gleichzeitig bewirken hohe Triglyzerid-Spiegel eine Veränderung des Cholesterinprofils zu
- mehr kleinen, dichten LDL-Partikel (besonders entzündungsverursachend)
- Reduktion des schützenden HDL
Unterm Strich
Triglyzeride sind nicht die Hauptbestandteile der Plaque, aber sie fördern indirekt und erheblich die Entstehung von Atherosklerose. Sie sind also, zusätzlich zum LDL, ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Welche Triglyceridwerte sollten angestrebt werden?
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass erhöhte Triglyceridwerte (ab 150 mg/dl) bzw. ≥1,7 mmol/l) mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall assoziiert sind – auch wenn LDL normal ist.
6 Handlungsempfehlungen
Nicht warten, bis Symptome auftreten. Eine gute, erste Orientierung gibt der Herzinfarkt-Risiko-Test (https://herzstiftung.de/risiko). In fünf Minuten hast du eine qualifizierte Einschätzung.
Lass dir schon in jüngeren Jahren (zwischen 30 und 40) deine Cholesterin- und Triglyceridwerte bestimmen, da die Bildung von Plaques auch in jüngerem Alter einsetzt. Und verlass dich nicht auf gesunde Ernährung, da der Körper das meiste Cholesterin selbst herstellt (und bei manchen Menschen hohe LDL-Werte genetisch vorprogrammiert sind).
Hinweis: nicht jeder Arzt wird das sinnvoll finden, wenn du mit Anfang 30 deine Blutfettwerte bestimmt haben möchtest. Erklären, darauf bestehen und eventuell selbst zahlen! Oder du zeigst dem Arzt/der Ärztin das obige Zitat von Professor Laufs von der Deutschen Herzstiftung....
Arbeite an deinem Lebensstil. Das betrifft Gewichtsreduktion, Alkoholreduktion, gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und nötigenfalls medikamentöse Therapie. Die nachfolgende Tabelle zeigt dir, wie wirksam verschiedene Maßnahmen sind.
7 Medikamentöse Therapie: Fake News und wissenschaftliche Fakten
Statine
Statine sind die erste Wahl (z.B. Rosuvastatin, Atorvastatin, Simvastatin, …). Sie verringern die Produktion von LDL in der Leber, wirken außerdem entzündungshemmend und können die gefährlichen Plaques stabilisieren. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall wird laut einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien nachweislich gesenkt.
Statine: Nebenwirkungen
Statine sind gut erforscht und in der richtigen Dosierung bei den meisten Menschen sehr gut verträglich. Wie alle Medikamente haben Statine auch Nebenwirkungen. Die meisten Nebenwirkungen sind mild oder treten selten auf. Daran kann man mit dem Arzt/der Ärztin arbeiten, z.B. ein anderes Statin-Medikament ausprobieren oder auf alternative Cholesterin-senkende Medikamente ausweichen.
Statine: Fake News
Im Internet kursiert viel Unsinn über Statine, z.B. aus Angst vor „der Pharmaindustrie“ oder wegen Ablehnung der „Schulmedizin“. Oft stecken auch nur kommerzielle Interessen dahinter: Mit aufsehenerregenden Falschmeldungen werden viele Klicks erzeugt und damit wird Geld mit Anzeigen verdient. Oder es werden irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel angeboten, die nur dem Bankkonto des Internethändlers dienen.
8 Meine eigene Vorgehensweise
Ich wende alle oben beschriebenen Maßnahmen an (außer Fibrate). Ich bewege mich sehr viel, treibe viel Sport, ernähre mich sehr gesund, vermeide Alkohol, Fructose und Transfette weitgehend, d.h. wie es mit meinem geselligen Sozialleben verträglich ist. Mein Körperfettgehalt liegt aktuell bei ca. 14%, und im letzten Blutbild war mein Triglyceridspiegel bei 40 mg/dl, LDL bei 55 mg/dl, HDL bei 75 mg/dl und Remnant-Cholesterin bei 7 mg/dl. Das erfordert Disziplin, aber ich fühle mich sehr gut dabei und habe ausgesprochen viel Energie.
9 Gute Informationsquellen
https://herzstiftung.de/
Deutsche Herzstiftung e.V. (gemeinnütziger Verein mit viel ehrenamtlichem Engagement)
https://www.bioeg.de/
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (früher Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA))
https://herzmedizin.de/
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
https://www.iqwig.de/
IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(unabhängiges wissenschaftliches Institut, das aus der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert wird)